Brotbacken mit selbst gemahlenem Mehl / Vollkornmehl

Doris Dempewolf

Der Duft frisch gemahlenen Mehls ist unvergleichlich – warm, nussig und lebendig. Immer mehr Hobbybäcker entdecken die Freude daran, Mehl selbst zu mahlen und damit Brot zu backen, das wirklich „von Grund auf“ entsteht.
Frisch gemahlenes Mehl steckt voller Nährstoffe, Geschmack und Energie – doch es verhält sich beim Backen anders als gekauftes Mehl. In diesem Beitrag erfährst du, was du beim Mahlen beachten musst, welche Vorteile frisches Mehl hat und wie du damit gelingsicher Brot backst.


🌾 Warum es sich lohnt, Mehl selbst zu mahlen

1. Mehr Geschmack und Frische

Beim Mahlen werden die ätherischen Öle und Enzyme aus dem Korn freigesetzt – und genau diese machen frisches Mehl so aromatisch und vollmundig. Schon nach wenigen Tagen verliert gekauftes Mehl an Geschmack, während frisch gemahlenes die volle Intensität behält.

2. Volle Nährstoffkraft

Da das ganze Korn vermahlen wird – inklusive Keimling und Randschichten – bleiben Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe vollständig erhalten. Das Ergebnis: Brot, das nicht nur besser schmeckt, sondern auch wertvoller für den Körper ist.

3. Individuelle Mischung

Wer selbst mahlt, kann Getreidesorten kombinieren, je nach Geschmack und Backeigenschaften: Weizen, Dinkel, Roggen, Emmer, Einkorn oder Hafer – jedes Korn bringt sein eigenes Aroma und seine Textur ins Brot.


⚙️ Worauf du beim Mahlen achten solltest

🔸 Die richtige Mühle

  • Steinmühlen (z. B. Korund-Keramik) liefern ein besonders feines, gleichmäßiges Mehl – ideal für Brot.
  • Schlag- oder Stahlmühlen eignen sich für gröbere Schrote.
  • Wichtig: Eine verstellbare Mahlstärke, um zwischen feinem Mehl und grobem Schrot wählen zu können.

🔸 Gutes Getreide

  • Nur sauberes, trockenes und unbehandeltes Getreide verwenden.
  • Kornfeuchte maximal 14 %, sonst verklebt die Mühle.
  • Keine beschädigten oder gekeimten Körner – sie beeinträchtigen Geschmack und Haltbarkeit.

🔸 Mahlgrad bestimmen

  • Fein: für Brote, Brötchen und süßes Gebäck.
  • Mittel: für rustikale Brote mit etwas Struktur.
  • Grob: für Schrotbrote oder Vollkornteige mit kräftigem Biss.

🔸 Frische zählt

Frisch gemahlenes Mehl sollte innerhalb von 2–3 Tagen verarbeitet werden, da die enthaltenen Öle sonst oxidieren.
Zur Aufbewahrung: luftdicht, kühl, dunkel und maximal 4 Wochen haltbar.


🧂 Backen mit frisch gemahlenem Mehl

💧 1. Mehr Wasser

Frisch gemahlenes Mehl bindet 10–15 % mehr Flüssigkeit.
➡️ Gib lieber etwas mehr Wasser dazu, bis der Teig weich und feucht ist – nach der Ruhezeit wird er geschmeidig.

2. Quellzeit (Autolyse)

Lass den Teig nach dem Mischen 20–40 Minuten ruhen, bevor du Salz und Hefe zugibst.
So quellen die Kleiepartikel, und der Teig wird elastischer und bekömmlicher.

🤲 3. Sanft kneten

Vollkornteige nicht überkneten – lieber kurz, dafür mehrmals dehnen und falten.
So entsteht ein stabiles Glutengerüst, das trotzdem locker bleibt.

🪶 4. Sauerteig oder Vorteig nutzen

Bei Vollkornmehlen – besonders Roggen – ist Sauerteig wichtig, um die Teigstruktur zu stabilisieren und den Geschmack abzurunden.
Auch Weizen und Dinkel profitieren von Vorteigen wie Poolish oder Lievito Madre.

🔥 5. Backtemperatur & Zeit

Da frisches Mehl mehr Mineralstoffe enthält, bräunt es schneller.
➡️ Etwas niedrigere Temperatur (200–220 °C) wählen und etwas länger backen – so bleibt die Kruste goldbraun, ohne zu verbrennen.


⚠️ Häufige Probleme & ihre Lösungen

ProblemUrsacheLösung
Brot ist zu kompaktZu wenig Wasser / zu kurze GareMehr Wasser, längere Teigruhe
Teig klebt starkZu wenig QuellzeitAutolyse verlängern
Brot schmeckt bitterMühle überhitzt / Fette oxidiertLangsamer mahlen, Korn trocken halten
Kruste zu dunkelZu hohe AnfangstemperaturTemperatur senken, länger backen

🌿 Fazit: Backen mit frisch gemahlenem Mehl – echtes Handwerk

Wer sein Mehl selbst mahlt, backt Brot mit Charakter, Tiefe und Lebendigkeit.
Es verlangt etwas mehr Achtsamkeit – vor allem bei Wasser, Ruhezeit und Temperatur – doch das Ergebnis ist unvergleichlich:
Ein Brot, das duftet, nährt und nach echtem Handwerk schmeckt.

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